Auch der Nachlass von Flusser ist abgesackt ...
Vilem Flusser hat ja prophezeit das auch das Schriftliche langsam verschwindet - in seinem berühmten Werk von 1987 "Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?
ironischerweise ist nun sein Nachlass zusammen mit den andern Akten des Kölner Stadtarchivs abgesackt ...
s. Artikel im Tagesspiegel
http://www.tagesspiegel.de/kultur/art772,2761914
Die Replikate sind ja auf Mikrofilm ... zum Glück
"Zweimal im Jahr, im Frühling und Herbst rollt ein mit rostfreien Edelstahltonnen bestückter Lastwagen hinter der Schwarzwald-Gemeinde Oberried den Berg hinauf. Ach, sagen die Oberrieder, es ist wieder nur die Informationsgesellschaft, sie schickt wieder eine Ladung Identität, von ihrem ursprünglichen Träger gelöst, auf Polyester aufgetragen, aufgewickelt, eingedost, schwarzweiß.
Das, würde der Medienphilosoph Vilém Flusser (s. Flusser Studies) sagen, dessen Nachlass ebenfalls in das Kölner Loch sackte, ist ganz und gar zeitgenössisch. Informationen sind ja eigentlich ein Unding. Also kein Ding. Von ihrem Träger emanzipiert, kann Information zunehmend auf verschiedenen Medien gespeichert und transportiert werden, natürlich auch auf Mikrofilm. Die emanzipierte Information ist freier, als manchen lieb ist. Sie wird transportiert, kopiert, verloren, verarbeitet, und so ist sie, so Flusser, kein Endpunkt eines Arbeitsprozesses mehr, sondern immer auch wieder Ausgangspunkt für einen neuen.
Leider erhöht sich das Volumen der Informationen ständig, während ihre Dichte und Haltbarkeit abnimmt. Belege auf Thermopapier erleben nicht einmal die Steuererklärung, Papier zerstört sich durch seinen hohen Säureanteil selbst. Gleichzeitig sind die Trägermedien an Techniken geknüpft, die in ein paar Jahren schon nicht mehr lesbar sind. CDs, sagen Archivare, eignen sich höchstens zum Transport von Daten, nicht zu ihrer Archivierung. Das Netz ist ein Transportmittel, kein Speichermedium. Für die Vernichtung von Papier-Archiven braucht es Katastrophen, Kriege und Brände – für die Vernichtung der papierlosen Verwaltung nur die „Delete“-Taste."
JH
ironischerweise ist nun sein Nachlass zusammen mit den andern Akten des Kölner Stadtarchivs abgesackt ...
s. Artikel im Tagesspiegel
http://www.tagesspiegel.de/kultur/art772,2761914
Die Replikate sind ja auf Mikrofilm ... zum Glück
"Zweimal im Jahr, im Frühling und Herbst rollt ein mit rostfreien Edelstahltonnen bestückter Lastwagen hinter der Schwarzwald-Gemeinde Oberried den Berg hinauf. Ach, sagen die Oberrieder, es ist wieder nur die Informationsgesellschaft, sie schickt wieder eine Ladung Identität, von ihrem ursprünglichen Träger gelöst, auf Polyester aufgetragen, aufgewickelt, eingedost, schwarzweiß.
Das, würde der Medienphilosoph Vilém Flusser (s. Flusser Studies) sagen, dessen Nachlass ebenfalls in das Kölner Loch sackte, ist ganz und gar zeitgenössisch. Informationen sind ja eigentlich ein Unding. Also kein Ding. Von ihrem Träger emanzipiert, kann Information zunehmend auf verschiedenen Medien gespeichert und transportiert werden, natürlich auch auf Mikrofilm. Die emanzipierte Information ist freier, als manchen lieb ist. Sie wird transportiert, kopiert, verloren, verarbeitet, und so ist sie, so Flusser, kein Endpunkt eines Arbeitsprozesses mehr, sondern immer auch wieder Ausgangspunkt für einen neuen.
Leider erhöht sich das Volumen der Informationen ständig, während ihre Dichte und Haltbarkeit abnimmt. Belege auf Thermopapier erleben nicht einmal die Steuererklärung, Papier zerstört sich durch seinen hohen Säureanteil selbst. Gleichzeitig sind die Trägermedien an Techniken geknüpft, die in ein paar Jahren schon nicht mehr lesbar sind. CDs, sagen Archivare, eignen sich höchstens zum Transport von Daten, nicht zu ihrer Archivierung. Das Netz ist ein Transportmittel, kein Speichermedium. Für die Vernichtung von Papier-Archiven braucht es Katastrophen, Kriege und Brände – für die Vernichtung der papierlosen Verwaltung nur die „Delete“-Taste."
JH
jhagmann - 29. Mär, 12:41